Der chinesische Präsident Xi Jinping und sein ukrainischer Kollege Wolodymyr Selenskyj haben zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine miteinander telefoniert. Selenskyj sagte am Mittwoch, er habe ein langes und bedeutungsvolles Gespräch mit Xi geführt. Das Telefonat dauerte nach Angaben von Selenskyjs Sprecher fast eine Stunde. Die chinesische Regierung kündigte an, sie werde in den Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts einen Abgesandten nach Kiew schicken.
«Ich glaube, dass dieser Anruf sowie die Ernennung des ukrainischen Botschafters in China der Entwicklung unserer bilateralen Beziehungen einen starken Impuls verleihen werden», schrieb Selenskyj bei Facebook ohne nähere Erläuterungen. In einer offiziellen Mitteilung auf seiner Website wurde das Gespräch als produktiv beschrieben. Es sei ein Wegbereiter für eine mögliche Interaktion mit dem Ziel, einen gerechten und nachhaltigen Frieden für die Ukraine zu schaffen.
Selenskyj unterstrich die Notwendigkeit, das gesamte ukrainische Territorium von Russland zurückzugewinnen. «Es kann keinen Frieden auf Kosten territorialer Kompromisse geben», sagte er. Der Präsident forderte nach Angaben seines Büros andere Länder auf, keine Waffen an Russland zu schicken, weil Moskau damit die Fortsetzung seiner Aggression ermöglicht werde.
Das chinesische Außenministerium teilte mit, Peking wolle Gespräche für den Frieden ermöglichen. Dies sei die zentrale Haltung der Regierung. Zudem hieß es, ein Abgesandter – ein ehemaliger Botschafter in Russland – werde die Ukraine besuchen, um eine politische Lösung anzustreben.
In der Erklärung wurde der ukrainischen Forderung zugestimmt, ihr Territorium nicht durch russische Annexionen zu zerschlagen. Gleichzeitig wurde deutlich gemacht, dass Peking seine langjährigen Beziehungen zur Ukraine schätzt. «Unabhängig davon, wie sich die internationale Lage entwickelt, wird China mit der Ukraine zusammenarbeiten, um eine für beide Seiten vorteilhafte Kooperation zu fördern», hieß es.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, lobte die Anregung aus China, äußerte sich jedoch kritisch über die Haltung der Ukraine. Peking sei bereit, sich um einen Verhandlungsprozess zu bemühen, während Kiew jede vernünftige Initiative ablehne, die auf eine Lösung abziele, sagte sie.
Das Weiße Haus teilte mit, es sei nicht vorab über das Telefonat informiert worden, bezeichnete es aber als positive Entwicklung. Das Gespräch ermögliche es Xi, die Sicht der Ukraine auf die illegale, unprovozierte Invasion zu hören.
«Wir halten das für eine gute Sache», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby.
Das Gespräch zwischen Selenskyj und Xi war seit Wochen erwartet worden, nachdem China einen Zwölf-Punkte-Vorschlag zur Beendigung der Kämpfe vorgelegt hatte. In ihren Vorstellungen vom Frieden liegen Russland und die Ukraine allerdings weit auseinander. Der Kreml fordert, dass Kiew die Annexion der Halbinsel Krim und der ukrainischen Provinzen Donezk, Cherson, Luhansk und Saporischschja durch Russland anerkennt. Die Ukraine weist das zurück und schließt Gespräche mit Russland aus, solange sich ihre Truppen nicht aus allen besetzten Gebieten zurückziehen.
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